Widerhall (Audio)

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In der Ukraine ehrt man Verteidiger des Landes

Am 14. Oktober wird in der Ukraine der Tag des Verteidigers der Ukraine als Staatsfeiertag begangen. Dieser Feiertag wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen – mit einem Erlass des Präsidenten Petro Poroschenko. Er soll die Tapferkeit und das Heldentum der Verteidiger des Vaterlandes ehren. Die Wahl fiel auf dieses Datum nicht zufällig. Am 14. Oktober werden der Tag des ukrainischen Kosakentums sowie das von Kosaken beliebteste Kirchenfest Pokrowa - Mariä Schutz und Fürbitte - gefeiert. Dem Tag des Heimatverteidigers ist die Ausstellung „Waffe und Sicherheit-2017“ gewidmet, die in Kiew am 10. Oktober eröffnet wurde. Die Ausstellung besuchte bereits der ukrainische Verteidigungsminister Stepan Poltorak. Seinen Worten nach solle die Armee weiter reformiert und verstärkt werden sowie den NATO-Standards entsprechen. Der Fortschritt sei ersichtlich, sagte der Minister. Er äußerte jedoch einige Bemerkungen:

O-Ton: Wir sollten beachten, dass die Möglichkeiten der Technik mit dem Komfort übereinstimmen. Damit wir nicht eine komfortable Maschine bauen, mit der man dann nicht kämpfen kann.

An der Ausstellung „Waffe und Sicherheit-2017 beteiligen sich fast 400 Unternehmen aus dem Bereich „Militärindustrie“ aus 15 Ländern der Welt. Am 14. Oktober finden in allen Armeekirchen und -Kapellen, auch im Raum der Antiterroroperation, Gottesdienste für Frieden in der Ukraine und für diejenigen, die für diesen Frieden kämpfen, statt. Somit wird das große freudige Fest Pokrowa - Mariä Schutz und Fürbitte - gefeiert. Um den Frieden und die ukrainische Armee beten Priester aller Konfessionen, die im Rat für Seelsorge beim ukrainischen Verteidigungsministerium vertreten sind. Dieses Fest war früher von Kosaken besonders geehrt und wird heute deshalb auch als Tag des ukrainischen Kosakentums begangen. Außerdem ist der 14. Oktober auch der Gründungstag der Ukrainischen Aufstandsarmee – einer Partisanenbewegung, die während des Zweiten Weltkriegs gegen die deutschen Besatzer und später auch gegen die sowjetischen Kräfte kämpfte. Die Ukrainische Aufstandsarmee – kurz UPA – begann sich im Herbst 1942 zu formieren. Sie entstand als Militärflügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten, die die Gründung eines unabhängigen ukrainischen Staates anstrebte. Die UPA, die schnell zu einer breiten Volksbewegung wurde, war vor allem in der Westukraine aktiv: Dort kämpfte sie gegen die Sowjets bis in die 60er Jahre hinein. Also ist der 14. Oktober ein ganz besonderer Tag für die Ukraine. Zugleich vier Feste werden an einem Tag begangen. Alle sind aber miteinander verbunden: Geehrt werden die Verteidiger des Landes.
 
Ukraine im Fokus der PACE-Herbstsitzung

Die Ukraine war in dieser Woche im Fokus der Herbstsitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg. Am Mittwoch sprach vor der Versammlung der ukrainische Präsident Petro Poroschenko über die Aggression Russlands gegen die Ukraine. Seit drei Jahren sucht die Ukraine weiter nach der Antwort auf diese Aggression. Russland halte, nach seinen Worten, die auf sich genommenen Verpflichtungen frech nicht ein. Die Truppen des Aggressorlandes bleiben nach wie vor auf den okkupierten Territorien, sagte Petro Poroschenko:

O-Ton: Moskau ignoriert weiter ihre Verpflichtungen im Rahmen des Minskers Friedensplans. Ihre Truppen halten weiter auf dem ukrainischen Territorium - auf der Krim und im Donbass. Russland versorgt nach wie vor die illegalen Militärformierungen mit Waffen. Jeden Tag bekommen wir immer mehr allarmierende Nachrichten über die groben Verletzungen der Menschenrechte auf diesen Territorien.

Die Zahl der Geisel auf okkupierten Territorien wachse nach den Worten des ukrainischen Staatschefs ständig. Diese Menschen werden festgenommen, um die Ukraine zu erpressen. Der Kreml weiß ganz genau, die Ukraine werde ihre Bürger im Stich nicht lassen, betonte der ukrainische Präsident. Jeder Bürger auf der Krim, der die sogenannte Wiedervereinigung der Halbinsel mit Russland nicht akzeptiere, werde, so Poroschenko, das Opfer der Verfolgungen, Folterungen und außergerichtlichen Hinrichtungen. Somit sei die Halbinsel Krim zu einer Insel der Unfreiheit geworden. Der ukrainische Staatschef hat dabei die Behauptung verworfen, die völkerrechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim durch Russland sei eine vollendete Tatsache.

Es handelt sich um die Aussage des tschechischen Präsidenten Milos Zeman ebenfalls in der Tagungshalle der Parlamentarischen Versammlung des Europarates am Dienstag, in der er der Ukraine vorgeschlagen hat, sich in der Krimfrage mit der russischen Führung auf eine Kompensation in Form von Geldzahlungen sowie Öl- oder Gaslieferungen zu einigen.

Ein weiteres brennendes Thema war am Donnerstag das ukrainische Bildungsgesetz. Das ukrainische Bildungsgesetz soll die Venedig-Kommission begutachten und die Ukraine hat alle Empfehlungen berücksichtigen. Diese Resolution hat die Parlamentarische Versammlung des Europa-Rates nach der Debatte am Donnerstag gebilligt. Die Ukraine habe ein legitimes Recht, die Staatssprache zu verteidigen. Die Staatssprache sei eine wichtige Grundlage zur Konsolidierung der Gesellschaft, die Rechte der Minderheiten sollten jedoch eingehalten werden. Das betonte der estnische Abgeordnete Andreas Herkel, der Berichterstatter der Parlamentarischen Versammlung während der Debatte. Die Debattenteilnehmer riefen auf, das Recht der Minderheiten auf Bildung in der Muttersprache zu berücksichtigen. Der Vertreter Rumäniens Titus Korlatean kritisierte das Gesetz und nannte die Einführung monolingualer Bildung als ein nicht korrektes Herangehen und äußerte die Hoffnung, die Ukraine werde die Bestimmungen des Gesetzes entsprechend der Empfehlungen der Venedigkommission revidieren. Der Vertreter der Ukraine und der Abgeordnete Wolodymyr Arjew hob seinerseits hervor, mehr als die Hälfte der Schüler aus Minderheiten seien nicht imstande, eine Ukrainischprüfung abzulegen und können somit an den ukrainischen Universitäten nicht studieren. Deshalb gebe das neue Gesetz, so Arjew, mehr Möglichkeiten für Schulabsolventen.

O-Ton: 60 Prozent der Minderheitsvertreter, die Prüfungen in Mathe und Geschichte der Ukraine erfolgreich abgelegt haben, können die Ukrainischprüfung nicht bestehen. Diese Prüfung ist jedoch eine Pflicht für Immatrikulation. Somit können diese Menschen keine Hochschulbildung in der Ukraine bekommen. Das neue Bildungsgesetz hat zwei grundlegende Ideen: das Recht, die Muttersprache zu sprechen und in dieser Sprache zu lernen, sowie eine Pflicht, die Staatssprache zu beherrschen.          

Wolodymyr Arjew, der Leiter der ukrainischen Abgeordnetendelegation bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarates hob dabei hervor, die Diskussion stütze sich auf politische Fragen und nicht auf Bestimmungen des Gesetzes. Die Ukraine sei jedoch, so Arjew, zu den Kompromissen bereit. Es wäre auch nicht erwünscht, dass diese Debatte zum Druck auf die Venedig-Kommission führe, resümierte der ukrainische Vertreter.  

Filmfestival „Neues deutsches Kino“ in der Ukraine gestartet

In der Ukraine startete am Donnerstag das traditionelle Filmfestival „Neues Deutsches Kino“. Dieses Kulturereignis hat in der Ukraine eine langjährige Geschichte und ist ein sozusagen Expresskurs in die Filmkunst gegenwärtigen Deutschlands. Im Rahmen des Festivals werden die besten Uraufführungen und Kino-Hits verschiedener Filmfestivals des vergangenen Jahres präsentiert. Alle 6 Filme werden in der deutschen Sprache mit ukrainischen Untertiteln vorgeführt. Zu den Lokationen des „Neuen deutschen Kinos“ gehört nicht nur Kyjiw sondern auch 5 andere große Städte der Ukraine: Tscherniwzi, Lwiw, Dnipro, Odessa und Charkiw, erzählt Mychajlo Jurtschenko, der Mitarbeiter des Bereichs Kommunikation des Goethe-Instituts in Kyjiw.

O-Ton: Seit über 20 Jahren veranstaltet das Goethe-Institut sein Festival und auch in diesem Jahr stellen wir die besten Streifen der letzten Jahre vor. Auf dem Programm stehen Komödien „Ich und Kaminski“ und „Es war einmal in Deutschland“, ein Drama „24 Wochen“ sowie 2 Dokus „Beuys“ und „School Number 3“. Dieser Streifen wurde während der Berlinale-2017 mit Grand Prix im Wettbewerb „Generation 14+“ ausgezeichnet. Eröffnet wurde das Festival mit dem Streifen „Aus dem Nichts“ des bekannten deutschen Regisseurs Fatih Akin.

Unter diesen Filmen gibt es eine ukrainisch-deutsche Koproduktion und zwar der Doku-Streifen School Number 3 von Yelizaveta Smith und Georg Genoux. ATMO In den vertrauten Räumen ihres Alltags erzählen sie von Dingen, die ihnen viel bedeuten, von Erlebnissen, die sie bewegen, von erster Liebe und Verlusten, von Hoffnungen und Ängsten: 13 Jugendliche einer Schule in der Siedlung Mykolajiwka im Donbass, die während des Ukraine-Konflikts zerstört und wiedererrichtet wurde. 13 Leben in einem emotionalen und sozialen Zwischenraum. Den Krieg erwähnen sie nur am Rande, und doch bildet er das Gravitationszentrum der puristischen und zugleich eindringlichen Erzählung. Zwar ruhen in der Kleinstadt die Waffen, aber Frieden herrscht dennoch nicht. Der Dokumentarfilm entstand als Fortführung des Theaterprojekts „My Mykolaivka“, das sich einer Wahrheitssuche mit ästhetischen Mitteln verschrieben hat. Das Festival „Neues deutsches Kino“ dauert vom 12. Oktober bis zum 20. November.   

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