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Donbass: Merkmale weiterer Eskalation

Im Raum des Donbass-Konflikts herrschte innerhalb der Woche die ab dem 23. Dezember erklärte sogenannte Weihnachts- und Neujahrswaffenruhe, obwohl die Lage jedoch weiter unruhig blieb. Diese Waffenruhe habe ihre positiven Folgen, die Menschen haben die Feste in verhältnismäßiger Ruhe feiern, betonte Alexander Hug, der erste stellvertretende Leiter der OSZE-Beobachtungsmission am Freitagnachmittag während der Veröffentlichung des Wochenberichts. Ihm zufolge haben die Vertreter der Mission täglich bis 500 Verletzungen der Waffenruhe ab dem 28-sten Dezember festgestellt. In dieser Woche sei es um mögliche Eskalation zu sprechen.

 O-TON: Wir haben bereits Merkmale einer Eskalationsphase. Fast 2000 Verletzungen der Waffenruhe wurden zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden - von 17 Uhr am Dienstag bis 17 Uhr am Mittwoch festgestellt. In den weiteren 24 Stunden gab es über 1000 solche Fälle.

Die russischen Besatzungstruppen setzten die Feuerattacken auf die Stellungen der ukrainischen Armee fort. Die Zahl der Beschießungen im Laufe der Woche blieb aber relativ niedrig und schwankte zwischen 2 und 9, stieg jedoch im Laufe der Woche. Die von den Minsker Vereinbarungen verbotenen Rohrwaffen großen Kalibers über 100 mm waren wieder im aktiven Einsatz. Nur am Dienstag haben diese Waffen geschwiegen. Meistens auch die Waffen der Antiterrorkräfte. Feuer in Antwort auf die feindlichen Provokationen wurde im Laufe der Woche nur in Einzelfällen eröffnet. Trotz der Waffenruhe gab es in dieser Woche weitere Verluste in den Reihen der Antiterrorkräfte. Infolge der Beschießungen ist 1 ukrainischer Militärangehöriger ums Leben gekommen und 11 wurden verwundet. Ums Leben gekommen sind noch 3 Angehörige der Antiterrorkräfte, die in eine Sprengfalle geraten waren. Verwundet bei den Entminungsarbeiten wurden 2 ukrainische Soldaten. Das russische Kommando der Besatzungstruppen nutzt die erklärte Waffenruhe für eine aktive Militäraufklärung, vor allem mithilfe der Drohnen. Allein am Donnerstag wurden die feindlichen Drohnen 7-mal über den Verteidigungslinien der Antiterrorkräfte festgestellt. Und am Mittwoch hat es ukrainischen Militärangehörigen gelungen, eine Drohne von Typ „Orlan-10“ abzuschießen. Das war bereits die zweite abgeschossene Flugmaschine seit dem Beginn der Weihnachtswaffenruhe. Die erste Drohne wurde 28. Dezember 2017 vernichtet.  

 

Mordfall Nosdrowska: erste Gutachten. Mutmaßlicher Täter festgenommen

Die Ermittlungen im Fall der getöteten Menschenrechtsanwältin Iryna Nosdrowska dauern an. Die Ergebnisse der ersten Begutachtungen bestätigen jedoch die Schuld des festgenommenen mutmaßlichen Täters Jurij Rossoschanski. Das erklärte Wjatscheslaw Abroskin, der erste stellvertretende Chef der Nationalpolizei, am Mittwoch. Es handle sich - ihm zufolge - vor allem um die DNS-Probe und Analyse der Telefonverbindungen.

O-TON: Die DNS-Probe ergab folgendes. Auf der Leiche der Getöteten wurden Spuren der verdächtigten Person entdeckt. Die Analyse der Telefongespräche des mutmaßlichen Täters ergibt, er war nicht zuhause zu dem Zeitpunkt, als die Getötete im Dorf Demydiw erschien. Außerdem haben wir die Aussagen der Familie Rossoschanski mit ihren Telefongesprächen verglichen. Daraus folgt, dass der Beschuldigte mit seiner Frau in einem Bett sehr aktiv telefonisch kommunizierte. Das heißt, die ersten Beschuldigtenaussagen waren nicht wahrheitsgetreu.

Zurzeit habe Juri Rossoschanski seine Schuld eingestanden und sei einverstanden, eine Tatrekonstruktion durchzuführen, betonte der Polizeibeamte. Das Bezirksgericht Wyschhorod im Gebiet Kyjiw ließ den mutmaßlichen Mörder der Menschenrechtlerin Iryna Nosdrowska - Jurij Rossoschanskyj - für 60 Tage ohne Möglichkeit der Kaution am Dienstagabend verhaften.

Die Leiche der seit dem 29. Dezember vermissten 38-jährigen Menschenrechtlerin war am ersten Tag des neuen Jahres in einem Fluss bei Kiew gefunden worden. Nosdrowska hatte sich dafür eingesetzt, die Freilassung von Dmytro Rossoschanski zu verhindern, der ihre Schwester 2015 bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt hatte. Rossoschanski, der Neffe eines Richters, war im vergangenen Juni zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden und hatte jedoch gute Chancen, begnadigt zu werden. Am 27. Dezember lehnte ein Gericht in Kiew seine Berufung allerdings ab, was dem Einsatz der Anwältin Iryna Nosdrowska zu verdanken war. In anderen Fällen würden Angehörige von Politikern oder ranghohen Persönlichkeiten häufig freigesprochen. Der Abgeordnete Mustafa Najem erklärte, Nosdrowska habe zahlreiche Morddrohungen von Seiten des Angeklagten und seiner Familie erhalten. Der mutmaßliche Mörder Jurij Rossoschanskyj ist der Vater von Dmytro Rossoschanskyj. Iryna Nosdrowska wurde in dieser Woche, am Dienstag, im Heimatdorf neben seiner von Dmytro Rossoschanskyj getöteten Schwerster beerdigt.

 

In Ukraine steigt Zahl der Masern-Fälle

Kinder, die gegen Masern nicht geimpft sind, dürfen die Schulen und Kindergärten in Kiew nicht besuchen. Es wird auch empfohlen, die Durchführung von Kultur- und Sportveranstaltungen in der Hauptstadt zu begrenzen. Dies sagte der erste stellvertretende Vorsitzende der Kiewer Staatsadministration Mykola Parowosnyk bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Kyjiw. Nach seinen Worten wurden in der ukrainischen Hauptstadt in ersten 10 Tagen dieses Jahres 61 Fälle von Masern-Erkrankungen gemeldet, darunter – bei 49 Kindern. Der Beamte betonte, die Lehranstalten in Kiew werden momentan unter Quarantäne nicht gestellt, werden jedoch die Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen, um die Masernepidemie nicht zuzulassen. Die wichtigste Vorbeugung gegen Masern bestehe laut Ärztin für Immunologie Natalia Wynnyk in der Impfung. Sie senke das Risiko einer Erkrankung an Masern um 99 Prozent.

O – Ton: Masern ist eine Infektionskrankheit. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfchen. Es reicht nicht, einfach Hände zu waschen oder sich gesund zu ernähren, um an Masern nicht zu erkranken. Die Erkrankung verbreitet sich ganz-ganz schnell. Wenn aber das Kind geimpft ist, heißt das, dass seine Eltern alles dafür getan haben, um es vor der Krankheit zu schützen, auch wenn sich das Kind auch ansteckt. 

Die Impfung gebe eine 100-prozentige Garantie, so die Ärztin, dass die Krankheit leicht verlaufen und zum letalen Ausgang nicht führen werde.

In der ganzen Ukraine wurde das Virus, nach Angaben des Gesundheitsministeriums, bei 200 Menschen diagnostiziert. Ein 5-jähriger Junge im Gebiet Odessa ist am Donnerstag gestorben. Es gebe aber keine Epidemie im Land, sagt die amtierende Gesundheitsministerin Uljana Suprun.

O-Ton: Wir sollten die Impfrate von über 95 Prozent erreichen. Den Impfstoff haben wir und er ist sehr gut. Er wird in der ganzen Welt verwendet. Und ich rufe die Eltern dazu auf, ihre Kinder impfen zu lassen.  

Laut den Fachleuten sei seit dem Jahr 2017 der Aufstieg der Erkrankung an Masern in der Ukraine zu verzeichnen. Die hochinfektiöse Krankheit breitete sich 2017 deutlich schneller, als im Jahr zuvor. 2017 gab es 87 an Masern kranke Menschen, während 2016 nur 2 Fälle gemeldet wurden. Die meisten Betroffenen – 86 Prozent - waren gegen Masern nicht geimpft. Zwei Kinder und zwei Erwachsene sind im vorigen Jahr an der Krankheit gestorben.

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